Sonderausstellung „Schwarzwälder Wonnen“

Schinken, Kirschwasser und mehr

Nach der erfolgreichen Präsentation der Schwarzwälder Kirschtorte, die Mitte April zu Ende gegangen ist, wird die Ausstellungsreihe im Herbst fortgesetzt. Bei den „Schwarzwälder Wonnen“ geht es um die kulinarischen Markenzeichen der Region: Schinken, Kirschwasser und Forellen. Frisches klares Wasser, Eichen- und Buchenwälder als Voraussetzungen für Schweinemast und ein gutes Klima für aromatische Brennkirschen waren ideale landschaftlichen Voraussetzungen. Kirschwasser wird im Schwarzwald seit Beginn des 18. Jahrhunderts gebrannt. In der Ortenau gestattete Straßburger Kardinal de Rohan seinen Untertanen das Brennen von Kirschen. Die Ausstellung gibt einen Überblick über alles was zur Herausbildung einer regionalen Spezialität wichtig ist: Landschaft, Klima, wirtschaftliche Entwicklung aber auch Brauchtum und Kunsthandwerk (siehe Bild). Wiederum bietet ein Begleitprogramm Gelegenheit zum Selbermachen und unterhaltsame Kostproben.

Kleines Ausstellungs-ABC

A

Ausstellung

Die Sonderausstellungen im Schloss greifen regionale Themen von kulturhistorischer Bedeutung auf. Sie ergänzen und erweitern die Themen des Museums im Schloss Neuenbürg. Die jetzige Herbstausstellung beschäftigt sich mit zwei rechtlich geschützten kulinarischen Markenprodukten der Region: Schinken und Kirschwasser.

B

Branntwein
ist ein Stoff mit vielen Anwendungsmöglichkeiten: Neben medizinischen Zwecken (innere und äußere Behandlung) gilt der Branntwein als Nahrungs- und Genussmittel, das den Hunger dämpft und hilft, der Wirklichkeit zu entfliehen. Immer wieder gab und gibt es – auch im Schwarzwald – kritische Stimmen der Behörden über den maßlosen Konsum des Alkohols.

C

Chemie
in Lebensmitteln ist zwar eine wesentliche Begleiterscheinung unserer heutigen Zeit, sie taucht in der Ausstellung trotzdem nur am Rande auf. Denn: die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens zeigt, dass es auch ohne geht.

D

Destillieren
Heißt der Prozess des Brennens. Nach dem Gären der Maische folgt der Rauhbrand, schließlich der Feinbrand. Um den somit gewonnenen hochprozentigen Schnaps auf Trinkstärke herabzusetzen, wird weiches Quellwasser zugesetzt. Früher verwendeten die Bauern auch Schnee.

E

Eicheln
waren neben Eicheln und Bucheckern das Hauptnahrungsmittel der Wald-Schweine. Die im Freiland gehaltenen Schweine trieb man vorzugsweise in den Wald. Besonders die Mast mit Eicheln ergibt ein kerniges Fleisch – beste Voraussetzungen für einen guten Schinken.

F

Fleisch
vom Schwein ist der „Rohstoff“ für den Schinken. Dies erklärt auch, warum der Schinken in der jüdischen und islamischen Welt kaum verbreitet ist: Beide Religionen verbieten ihren Gläubigen den Verzehr von Schweinefleisch.

G

Geschichte
Der Branntwein ist ein „geistreicher“ Trank. Bereits in der Antike war der „Weingeist“ bekannt; das Wort „Alkohol“ stammt aus dem Arabischen und meint das „Feinste“ oder „Geistige“ vom Wein. Im späten Mittelalter wurde die Destillation auch hier bekannt. Mediziner versetzten Branntwein mit Gewürzen, Kräutern und Salz. Das „Lebenswasser“ (aquae vitae) wurde auch als Heilmittel verwendet.

H

Hinterteil
Das Fleisch vom Hinterteil des Schweins gilt als das Beste und Feinste vom Schwein. Logisch, dass auch für den Schinken das Beste an diesem Tier gerade gut genug ist!

I

Informationen
Wer mehr Informationen zur Sonderausstellung „Schwarzwälder Wonnen“ haben Möchte, der kann eine Email an das Schloss-Team schicken. Gerne beantworten Ihre Nachfragen (info@schloss-neuenbuerg.de).

K

Kirschen
wachsen an den West- und Osthängen des Schwarzwaldes, die vom günstigen Rheinklima beeinflusst sind. Für das Kirschwasser aus dem Schwarzwald werden „Wilde Kirschen“ verwendet. Die vielversprechendsten Lagen befinden sich zwischen 400 und 600 Meter.

L

Landesherrschaft
Diese geriet in der Geschichte mehrfach in Konflikt mit den Bauern. Denn die Buchen und Eichen im Schwarzwald wurden für den Export nach Holland gebraucht. Die Landesherrschaft war an den Exporterlös interessiert, die Bauern an der Wald-Weide-Wirtschaft. Nach und nach wurde im 19. Jahrhundert die Weidewirtschaft von der Stallwirtschaft abgelöst.

M

Markenschutz
Ebenso wie die Schwarzwälder Kirschtorte sind auch der Schinken und das Kirschwasser aus dem Schwarzwald rechtlich geschützte Markenartikel. Seit 1997 ist festgelegt, wie der Schinken aus dem Schwarzwald beschaffen sein soll: dunkles, kerniges Fleisch, geräuchert mit Schwarzwälder Tannenreisig.

N

Neuenbürg
In dieser Stadt im Oberen Enztal gibt es heutzutage keine Schweinezucht mehr. Allerdings dürfen die Schweine, deren Hinterteile zu Schinken verarbeitet werden, auch aus anderen Ländern und Landesteilen in den Schwarzwald importiert werden.

O

Offerte
Der Eintritt in die Sonderausstellung ist frei. Wer möchte, darf jedoch spenden. Damit auch noch in Zukunft im Schloss Neuenbürg Sonderausstellungen stattfinden können!

P

Paragrafen
Bereits 1726 erhielten die Bauern der Ortenau das Recht zugebilligt, aus Kern- und Steinobst Alkohol für den eigenen Bedarf zu brennen. Später erhob der Staat die Branntweinsteuer, um ebenfalls Einnahmen aus der steigenden Wirtschaftskraft der Region zu ziehen.

R

Räuchern
macht den Schinken erst zum Schinken! Das Räuchern im Rauchfang war eine Methode, Wurst und Schinken haltbar zu machen. Man hängte das Fleisch in den Rauchfang über dem offenen Herdfeuer oder in spezielle Räucherkammern.

S

Schweine
bringen nicht nur Glück. Bei den alten Ägyptern waren Sie ein Symbol für Wohlstand und Fruchtbarkeit. In vielen Religionen waren Schweine auch Opfertiere. Die Kelten kannten einen „Ebergott“ mit Namen Moccius.

T

Topi
und Hobeer und Zibärtle – so heißen spezielle Branntweinsorten aus dem Schwarzwald. Denn nicht nur aus Kirschen, auch aus anderen Früchten lassen sich feinste Obstwässer und Geiste gewinnen: Heidelbeeren, Himbeeren, Wildfrüchte wie Schlehen, Ebereschen und Elsbeeren, Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Pflaumen. Sogar Wurzelknollen werden verwendet.

U

Unterstützung
Keine Ausstellung ohne Sponsoren! Das Schloss-Team dankt der Stadt Neuenbürg und dem Badischen Landesmuseum, dazu den folgenden Förderern und Sponsoren: dem Schutzverband Schwarzwälder Schinken e.V., dem Verband Badischer Klein- und Obstbrenner e.V. und dem Bundesverband der Obstverschlussbrenner e.V.

V

Vesper
besteht im Schwarzwald, glauben wir einem Zeitgenossen aus dem späten 19. Jahrhundert, in der Hauptsache aus viel Schweinefleisch und aus „gebrannten Wassern“. Wir aber wissen: zu einem guten Vesper gehört natürlich noch viel mehr.

W

Wald-Weiden
waren lukrative Einnahmequellen. Das „Eckerichrecht“ galt bis in die frühe Neuzeit und sicherte Waldbesitzern eine Bezahlung, wenn sie Waldweiden für Schweine zur Verfügung stellten. Flurnamen wie „Saukopf“ oder „Viehläger“ zeugen noch heute davon.

Z

Zucht
Die Viehzucht ist neben dem Ackerbau der wichtigste landwirtschaftliche Erwerbszweig. Die Schweinezucht kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken: Während der Völkerwanderung verschwanden die hochgezüchteten Mastschweine. Bis ins 19. Jahrhundert herrschte bei uns ein wildschweinähnlicher Typ vor, das mit englischen und chinesischen Züchtungen gekreuzt wurde.

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