Lego-Ausstellung

Von Lummerland bis in den Schwarzwald

Ausstellung im Schloss Neuenbürg bis zum 7. Januar 2007

Nicht am Lido sondern in Lego präsentieren sich berühmte Gebäude aus Venedig, der schönsten Stadt Italiens, in einer Ausstellung im Schloss Neuenbürg. Rialto-Brücke, Dogenpalast, die Kirche Santa Maria della Salute, Cafés, Stadtvillen, Gondeln und viele kleine Szenen sind in einer großräumigen Vitrine im Schloss zu sehen. Gegenüber können Besucher eine S-Bahn in Bewegung setzen, die dann ihre Strecke durch einen Hafen, vorbei an einem Fußballstadion und durch ein Neubaugebiet beginnt. An einem Haus hat die Feuerwehr die große Leiter ausgefahren, ein Feuerwehrmann hat aber keinen Brand zu löschen, sondern holt eine Katze vom Dach. Wer genau hinsieht, kann in den großen Szenerien viele Details entdecken.

Die LEGO-Ausstellung im Schloss Neuenbürg zeigt einen Überblick über die Geschichte dieses beliebten Spielzeugs von den 1960er Jahren bis in zu den ganz neuen Modellen. Die beiden elsässischen Sammler Thierry Meyer und Marc Schickele haben sich für die Dauer der Ausstellung von vielen ihrer zum Teil selbst entworfenen und selbst gebauten Modelle getrennt, um sie hier zu zeigen. Neben den großen Szenerien gibt es Vitrinen, in denen an einzelnen Themen die Entwicklung der Lego-Bausteine deutlich wird. Wenn man sich die mittelalterlichen Burgen ansieht, bemerkt man schnell, dass die heutigen Kinder offenbar weniger Zeit haben: Denn die jüngsten Modelle bestehen aus wesentlich weniger Einzelteilen und diese sind so präzise vorgearbeitet, dass man eine Burg schneller als früher, aber eben auch weniger individuell zusammen gesetzt hat. Vielleicht auch deshalb nutzen Kinder gern die Möglichkeit an einem großen Tisch mit 9 kg Bausteinen selbst kreativ zu werden. Etliche kleine Bauwerke, Fahrzeuge bevölkern mittlerweile die Fensterbänke. Sie werden von den Museumsmitarbeitern immer abfotografiert, bevor sie wieder dem kreativen Kreislauf zugeführt werden. Die Fotos werden dann in einem Ausstellungsbüchlein zu sehen sein.

Ergänzt wird die Ausstellung durch einen Rückblick auf die Geschichte von Baukästen. Eine Sammlung von Baukästen aus Holz, Stein, Metall und Kunststoff aus der Zeit von 1900 bis um 1960 illustriert die Ideen, auf denen LEGO aufbauen konnte. So lässt sich an dem aus IDEMA-Steinen aufgebautem Melanchthon-Haus in Bretten nachvollziehen, dass die Idee, aus Kunststoff Bausteine für Kinder herzustellen in den 1950er Jahren sozusagen in der Luft lag. Josef Dehm aus Bretten-Rinklingen hatte zeitgleich die gleiche Idee wie Ole Christiansen im dänischen Billund, dem Stammsitz des heutigen LEGO-Imperiums. Nur war es Josef Dehm gesundheitlich nicht vergönnt, seine Erfindungen weiter zu entwickeln.

Heute gilt der LEGO-Stein als „eine der erfolgreichsten Design-Ideen unseres Jahrhunderts“, schreibt die Chronistin des dänischen Spielwarenherstellers Margret Uhle. „Seit 1958, als die Idee, einen fünf Kubikzentimeter großen Kunststoffstein auf der Oberfläche mit acht Knöpfen zu besetzen und diese als Kupplung zu einem weiteren Stein zu nutzen, patentiert wurde, ist aus der kleinen dänischen Firma ein Weltunternehmen geworden. Heute produziert die Firma in 33 Ländern und beschäftigt etwa 10.000 Menschen. „Die Wiege dieses intelligenten Verbundsystems steht in dem winzigen dänischen Dorf Billund in Jütland“, schreibt Uhle weiter,. dort lebte ab 1916 der Tischler Ole Kirk Christiansen mehr recht als schlecht von Tischler- und Zimmererarbeiten. In den harten dreißiger Jahren, während der großen Wirtschaftskrise, kam er auf die Idee, für die Bauern, Trittleitern, Bügelbretter und Melkschemel herzustellen. Später erweiterte er sein Angebot um Holzspielzeug und fabrizierte unter anderem lustige Wackelenten und Feuerwehrautos. 1947 erwarb Ole Christiansen für seine inzwischen gegründete kleine Firma die erste Kunststoff-Spritzgußmaschine in ganz Dänemark. Damit sollte Spielzeug aus Kunststoff hergestellt werden, ein damals verpöntes Material. Galt doch überall noch das Prinzip der Waldorfschule, wonach in Kinderhände nur warmes Holz gehöre. Ein 1949 in der winzigen Fabrik in Billund gegossener, farblich ziemlich unscheinbarer, aber bereits genoppter Baustein mit der Bezeichnung Automatic Binding Brick ist der Großvater des späteren Noppensteins.“

Nachdem LEGO 1956 zunächst mit den Bausteinen auf den deutschen Markt kam, wurde bald auch das Rad hinzu „erfunden“. Häuser und Straßen wurden zusehends belebter, vor allem nach der Einführung von kleinen Figuren im Jahr 1974. Nun gab es praktisch keinen Bereich mehr, den Kinder nicht mit LEGO nachbilden konnten. Ein großer Erfolg waren die Eisenbahnen, die 1966 auf den Markt kamen. Ferngesteuerte Autos seit 1977, die Entwicklung der Kleinkindbausteine DUPLO und jährlich neue Erfindungen schufen eine ganze LEGO-Welt. Im Gegensatz zu PLAYMOBIL, die mit den kleinen Figuren vor allem auf das kommunikative Element im Spielzeug setzt, hat LEGO einen Schwerpunkt in der Konstruktion und dem Bau von Modellen. Nichtsdestotrotz ergänzt sich beides und jedes für sich hat seinen eigenen, auch unter Fachleuten geschätzten Wert für das Spiel und die Entwicklung der Kinder.

Große und kleine Besucher können mit einem Rallyebogen durch die Ausstellung gehen. Sieben Fragen sind zu beantworten, bei richtiger Lösung nimmt man an einem Gewinnspiel teil und kann u.a. Eintrittskarten für das Legoland in Günzburg gewinnen.

Gebäude der Stadt Venedig gebaut aus LEGO-Bausteinen*. Entworfen und gebaut von Holger Matthes, Fellbach

  • Santa Maria della Salute (erbaut nach Plänen des Architekten Baldassare Longhena, Bauzeit von 1631 – 1687)
  • Seufzerbrücke und Gefängnis
  • Dogenpalast
  • Stadtvillen
  • Kleiner Platz mit Brunnen
  • Rialto-Brücke
  • Markusplatz mit Säulenstatuen
  • Il campanile
  • Gondeln, Lastkähne, Touristen und Café

Bauzeit: Mai 2003 bis Mai 2005

ca. 225.000 handelsübliche Steine

*Der Aufbau entspricht nicht dem tatsächlichen Stadtgrundriss!

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